Der Blick fürs Ganze
Ein Digitaler Zwilling ist ein detailliertes mathematisches Modell eines industriellen Prozesses, das mit der tatsächlichen Anlage live im Betrieb verbunden ist. Wenn er zur Schaffung virtueller Instrumente verwendet wird, liefert er verlässliche, berechnete Messwerte, die dem Bedienungspersonal und der automatischen Steuerung dabei helfen, die Anlage effizienter zu betreiben.
In der Haile Gold Mine sind virtuelle Instrumente momentan auf Schlammleitungen montiert, die eine Mischung aus Wasser und Golderz fördern. Physische Dichtemessungen an solchen Stellen sind erfahrungsgemäß schwierig, verwenden nukleare Strahlung und erfordern häufige Rekalibrierungen. Der Digitale Zwilling setzt ein nuanciertes, dynamisches Prozesssimulationsmodell ein, das mithilfe der IDEAS-Software – einer ANDRITZ-Entwicklung – entsteht. Dieses Modell enthält Informationen über die Anlagenausrüstungen, wie beispielsweise die Größe jeder Leitung, sowie die Eigenschaften der Schlammpumpe. Es ist mit der Prozesssteuerung verbunden, verwendet Werte von zuverlässigen, physischen Anlagenmessungen und berechnet die Schlammdichte sekündlich.
Das digitale Zwillingssystem liefert einen verlässlichen Dichtewert, ohne auf Kerninstrumente, Rekalibrierung oder händische Probeentnahmen zurückgreifen zu müssen. Außerdem kann es Warnmeldungen für das Bedienungspersonal ausgeben, wenn Betriebsprobleme im Prozess erkannt werden. Das virtuelle Instrument bietet somit verlässliche Informationen in Echtzeit und unterstützt einen stabileren und effizienteren Anlagenbetrieb.
Zusätzlich verwendet die Haile Gold Mine die ACE-Optimierungstechnologie (Advanced Control Expert) von ANDRITZ. Für die Mitarbeiter ist es so etwas wie ein virtueller Kollege – allerdings einer mit besonders viel Power und Verantwortung. ACE agiert wie ein speziell geschulter Mitarbeiter, der Prozesse optimiert, für einen niedrigen Ressourcen- und Energieverbrauch sorgt und stets mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache ist, damit die Fabrik möglichst effizient funktioniert. Die Werte, die das virtuelle Instrument des Digitalen Zwillings ermittelt, versorgen auch die ACE-Systeme in der Mine mit Informationen und Eingangswerten.
Die Wirkung der digitalen Technologien von ANDRITZ ist beeindruckend: Die Trommeln einer Kugelmühle zum Beispiel, so groß wie ein Einfamilienhaus, drehen sich in wenigen Sekunden um sich selbst. Darin donnern Hunderte Metallkugeln und zermahlen das Erz, sie allein sind mehr als 100 Tonnen schwer. In den riesigen Flotationstürmen blubbert leicht glänzendes, dunkles Wasser, wo metallbeladene Blasen mit dem Glanz des Erzes in die nächste Stufe des Prozesses überschwappen. Sogar das geförderte Ausgangsmaterial sieht nicht nach Gold aus. „Das sind alles nur Steine – auf den ersten Blick”, sagt Brett Schug. Der Goldgehalt im Erz ist sehr niedrig, und die neueste Technologie hilft dabei, die Goldgewinnung zu maximieren und den Prozess rentabler zu gestalten.
„Je seltener ein Mensch mit der Mahlung in Kontakt tritt, desto weniger anfällig wird das System für menschliche Fehler. Der Prozess wird berechenbarer und leichter zu steuern, wenn die Mitarbeiter weniger eingreifen und die Vorgänge stattdessen intensiver prüfen und beaufsichtigen“, sagt Caelen Anderson, Metallurgical Superintendent von OceanaGold. „Dank virtueller Instrumente können wir konstant und in Echtzeit Daten erheben und den Prozess kontrollieren. Wenn nicht ständig händische Probeentnahmen erforderlich sind, hat der Bediener mehr Zeit für die Optimierung. Mithilfe der ANDRITZ-Technologien Digitaler Zwilling und ACE verändern wir die Art und Weise, wie das Bedienungspersonal die Anlage betreibt, und machen diese Arbeit einfacher und effizienter.“