Ziel ist der stabile, optimierte und weitgehend autonome Betrieb der Anlagen.
Wolfgang Leitner
Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil! Zunächst einmal ist die Digitalisierung für unsere Branche ja eine evolutionäre, keine revolutionäre Entwicklung. Automatisierung und Fernwartung zum Beispiel haben bereits vor Jahrzehnten begonnen, nun wird beides mit großen Schritten intelligenter. Es gibt eindrucksvolle Beispiele, wie Anlagen effizienter, sicherer und stabiler werden, ja zum Teil sogar schon autonom betrieben werden können. ANDRITZ geht bei dieser Entwicklung voran. Wir haben den Anspruch, dass unsere Anlagen in Bezug auf Automatisierung, Effizienz und Intelligenz weltweit an der Spitze liegen.
Wir haben unsere gesamten Digitalisierungsaktivitäten unter der Dachmarke Metris gebündelt. Metris umfasst drei große Bereiche: erstens innovative Industrie-4.0-Produkte, bei denen es im Wesentlichen um die Optimierung von Anlagen und Prozessen mittels Sensorik, ausgeklügelter und hoch komplexer Datenanalyse und Augmented Reality geht. Zweitens „Smart Services“, um für unsere Kunden zum Beispiel die Online-Bestellung von Ersatzteilen effizienter zu gestalten. Drittens den Bereich „Ventures“, in dem unsere Forschungs- und Beteiligungsaktivitäten im digitalen Sektor gebündelt sind.
Alle Aktivitäten sind miteinander verzahnt, wir betrachten die Digitalisierung ganzheitlich. Was das operative Geschäft anbelangt, haben die Datenanalyse und die digital gestützte Optimierung von Anlagen wahrscheinlich die größte Hebelwirkung. Wenn man mit einem umfassenden Softwarepaket die Produktion um einige Prozent steigern oder die variablen Kosten um mehrere Prozent senken kann, haben Kunden einen konkreten und in Geld messbaren Nutzen.
Wolfgang Leitner
Ja, zum Beispiel bei unserem Metris OPP-System (Optimization of Process Performance), das eine Reihe digital gestützter Werkzeuge zur Verbesserung von industriellen Prozessen beinhaltet. Insgesamt betreuen wir bis dato mehr als 30 Kunden in Brasilien, Europa und seit kurzem auch in den USA. Allein im Jahr 2017 konnten wir für alle Kunden, die einen OPP-Vertrag bei uns hatten, einen Nettonutzen von insgesamt gut 30 Millionen Euro erzielen.
Wenn wir unseren Kunden etwas wirklich Nützliches anbieten, das ihnen einen hohen Return on Investment bringt, dann sind sie auch bereit, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Metris OPP kostet deutlich weniger, als es laufend aus Einsparungen beziehungsweise Mehrproduktion bringt. Basis ist die von ANDRITZ entwickelte und vielfach bewährte Software-Plattform, die aus den Anlagendaten Optimierungsansätze identifiziert und diese mit Mitarbeitern von uns vor Ort umsetzt. Darüber hinaus gibt es noch ein Backup-Team von ANDRITZ-Spezialisten, das mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Umsetzung und das Ergebnis werden laufend überprüft und gegebenenfalls angepasst – mit klarem Kundenmehrwert. Ziel ist der stabile, optimierte und weitgehend autonome Betrieb der Anlagen. Unsere Kunden können aus einer Vielfalt an Produkten bis hin zu kooperativen Modellen wählen. Die Resonanz am Markt ist sehr positiv, wir wachsen mit der Digitalisierung.
Zunächst einmal haben wir eine klare Maxime: Alle erhobenen Daten in den Anlagen gehören dem Kunden. Wir garantieren, dass diese Daten bei uns sicher sind. Deshalb legen wir Wert auf höchste Sicherheitsstandards und haben entsprechend viel in den Bereich Cyber Security investiert. Außerdem nehmen wir ausschließlich Geschäftsmodelle in den Blick, die sich auf den jeweiligen Kunden beziehen – zum Beispiel, wenn er das Ziel hat, seine Anlage autonom betreiben zu wollen. Dann unterstützen wir ihn mit Konzepten, Know-how, Technologie und Maßnahmen. Wir bleiben bei unseren Leistungen und unserem Geschäft, das von Anlagen, Prozessen und Intelligenz gekennzeichnet ist.
Als interessante Herausforderung. Wichtig ist, dass wir das Ziel der Innovation breit und tief im Unternehmen verankern. In dieser Hinsicht ist in den vergangenen Jahren viel passiert, etwa beim ANDRITZ Innovation Management, bei dem jeder Mitarbeiter über eine Software-Plattform Ideen zur Entwicklung neuer Produkte oder Prozesse einbringen kann. Die Resonanz ist sehr positiv, gut 100 Ideen werden aktuell als Forschungs- und Entwicklungsprojekte weitergeführt.
Extern arbeiten wir mit diversen Inkubatoren und Start-ups zusammen und haben einen Millionenbetrag reserviert, um neue Geschäftsmodelle durch interne Start-ups zu fördern. Parallel dazu schaffen wir eine Umgebung mit schnellen Wegen – eine Art Autobahn, auf der digitale Projekte schnell vorankommen. Aber eine große Firma wie ANDRITZ braucht auch nach wie vor die gewohnte Linienorganisation. Ich sehe ANDRITZ als ein Unternehmen der zwei Geschwindigkeiten, die wir bewusst, überlegt und situativ wählen.
Es gibt einiges, das wir intensiv erforschen und verfolgen. Künstliche Intelligenz steht da sicherlich ganz weit vorne. Selbstlernende Systeme und neuronale Netzwerke werden in Anlagen eine Rolle spielen, aber wir müssen dabei sehr umsichtig vorgehen. Die Logik eines neuronalen Netzwerks gehorcht eigenen Gesetzen und ist von außen nicht mehr ohne Weiteres einsehbar. Das gilt es unbedingt zu berücksichtigen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Augmented-Reality-Anwendungen, die zum Beispiel bei der Wartung bald zum Standard gehören werden.
Entscheidend ist, dass wir grundsätzlich beweglich, neugierig und hungrig bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten, noch mehr aus den Anlagen herauszuholen und damit unsere Kunden maßgeblich dabei zu unterstützen, dass sie ihre Rentabilitäts- und Nachhaltigkeitsziele erreichen. Die Digitalisierung kann und wird hier einen entscheidenden Beitrag liefern. Hier sehe ich sehr viele Chancen für ANDRITZ zu wachsen. Gleichzeitig wollen wir bewusst nicht diversifizieren und in unseren vier Geschäftsbereichen tätig bleiben, bei denen wir weiter langfristiges Wachstumspotenzial erwarten und sowohl organisch als auch über Akquisitionen wachsen möchten.
Auf der Agenda von ANDRITZ steht die digitale Transformation weit oben. Als weltweit tätiger Lieferant von Spitzentechnologien und Services für ausgewählte Industrien bietet ANDRITZ seit vielen Jahren eine breite und stetig größer werdende Palette von innovativen Produkten und Dienstleistungen im Bereich Industrie 4.0 unter der Marke Metris an. Diese umfasst die Bereiche Industrial Internet of Things, B2B Smart Services und Ventures. Alle Metris-Aktivitäten werden von einem Datalytic-Team unterstützt, das Maschinen- und Prozessdaten sowie umfassendes Engineering- und Prozess-Know-how sammelt und mit Hilfe von Software und Algorithmen analysiert.
IIoT beruht auf den drei Technologiesäulen Big Data, Smart Sensors und Augmented Reality.
Mit der globalen Smart-Services-Initiative bietet ANDRITZ seinen Kunden digitale Servicemodule an, zum Beispiel den Online Spare Part Catalog. Er unterstützt Kunden und ANDRITZ-Servicemitarbeiter bei der effizienten Bestellung von Ersatz- und Verschleißteilen. Die Hauptvorteile für Kunden: Sämtliche Maschinendaten, Zeichnungen, Betriebsanleitungen und Ersatzteile sind online verfügbar, sehr schneller Erhalt von Ersatzteilangeboten, der Status einer Bestellung kann jederzeit abgerufen werden.
ANDRITZ investiert in hohem Maße in die Forschung und Entwicklung von digitalen Lösungen, die dem Kunden Mehrwert bieten. Darüber hinaus beteiligt sich ANDRITZ an Start-up-Unternehmen oder kooperiert mit Sparring-Partnern im Bereich IIoT. Der Fokus liegt auf Technologien und Softwareentwicklungen zur Analyse großer Datenmengen, intelligenten Sensoren, Deep Learning, Augmented Reality sowie Cyber Security.